Fachbereich Praktische Theologie
Praktische Thelogie
Praktische Theologie verstehen wir als die wissenschaftliche Bearbeitung der gelebten Religion, die zunächst in ihren individuellen und kollektiven Ausprägungen im Kontext der gegenwärtigen politisch-kulturellen Lage wahrgenommen und beschrieben, dann im Blick auf ihre Funktionen und Auswirkungen hin kritisch interpretiert und schließlich auf mögliche konstruktive Veränderungen hin durchdacht werden sollte. Studierende sollen ihre Wahrnehmungsfähigkeit gelebter Religion schulen und einen kritisch-konstruktiven Umgang mit den Phänomenen einüben.
In diesem Gesamtrahmen sind die einzelnen Teildisziplinen zu verstehen:
In der Seelsorge(ausbildung) besteht das Lernziel darin, die Beziehung zwischen einem Klienten / einer Klientin, dessen / deren Lebenskontext (zu Hause, Krankenhaus, Altenheim etc.) und der Seelsorgeperson sensibel und empathisch wahrnehmen, auf die angesprochenen Lebensthemen, deren emotionale Bedeutung und ihre mögliche religiöse Dimension mit Hilfe von Methoden der Kommunikationstheorie, der Gesprächsführung, ausgewählter Ansätze der Psychotherapie angemessen eingehen sowie religiöse Symbole und Rituale situationsangemessen und glaubwürdig einsetzen zu können. In Grundkursen von Seelsorge sollen Grundlagen der Gesprächsführung und Beziehungsgestaltung eingeübt werden, in Vertiefungskursen geht es darum, die professionelle Rolle als Seelsorger*in reflektiert einnehmen und die methodischen Möglichkeiten (und Grenzen) mit wachsender Sicherheit ausüben zu können.
Der Fachbereich Jüdische Religionspädagogik untersucht mit Hilfe von mehrperspektivischen und intersektionalen Ansätzen Theorie und Praxis religiöser Bildung und Erziehung und macht sie für die späteren Tätigkeitsfelder der Studierenden fruchtbar. Die Lehr-und Lerngegenstände beziehen sich auf Fragen religiöser Bildung im schulischen und außerschulischen (z.B. gemeindlichen) Bereich und betrachten gemäß dem Ideal des lebenslangen Lernens Bildungsprozesse auf verschiedenen Altersstufen. Der Fachbereich widmet sich voranging der Entstehung und Entwicklung des jüdischen Schulwesens in Deutschland und dem jüdischen Religionsunterricht an der staatlichen Schule. Dabei werden Inhalte religiöser Bildung, Religionsdidaktik und verschiedene Lehrmethoden analysiert und diskutiert mit dem Ziel, eine zeitgemäße jüdische Religionspädagogik zu entwickeln und die Unterrichtspraxis zu bereichern.
Homiletik, die Lehre vom Predigen, beschäftigt sich mit der strukturierten Vermittlung religiöser Inhalte und gestaltet einen kommunikativ verantworteten Weg zur eigenen Predigt in einem liturgischen, religionsdidaktischen und seelsorgerischen Rahmen, unter Einbezug der modernen Bibelwissenschaft, der rabbinischen Exegese und der jüdischen Theologie und Philosophie. Dazu entwickelt die Homiletik Kriterien für die Predigtanalyse. Die Homiletik weitet den Blick über die Predigt hinaus auf das pastorale Handeln als Kommunikationsgeschehen. Unter Beachtung dieser Prinzipien und der Prinzipien der Rezeptionsästhetik (vgl. etwa Umberto Eco) werden Predigten erarbeitet, eingeübt und analysiert. Die liturgischen Unterschiede zwischen den Strömungen im Judentum werden ebenso in den Blick genommen wie moderne religionssoziologische Erkenntnisse, um der Lebenswelt und den Fragen unterschiedlicher Menschen und sozialer Gruppen in der Predigt für Schabbat und Feiertage gerecht zu werden.Religiosität wandelt sich heute rapide. Menschen suchen nicht mehr nur anlässlich traditioneller Gelegenheiten(sogenannte Kasualien; ‘rites de passage’) wie Geburt, Erwachsenwerden, Heirat, und Begräbnis religiöse Begleitung durch Rituale und deutende Worte. Neue und weniger konventionelle Gelegenheiten fordern Gemeinden zunehmend heraus. Deshalb beschäftigt die Homiletik sich auch mit Predigten zu Ereignissen, die von besonderer persönlicher Bedeutung im Lebenslauf der Menschen sind.
Zur Praktischen Theologie gehören auch die Fachbereiche für Liturgie und Halacha: